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Alphabet

Das Alphabet ist, laut Lexikoneintrag, eine „geordnete Menge der in einer Schriftsprache verwendeten Buchstaben“. Mit anderen Worten reiht man alle zusammengehörenden Schriftzeichen in einer bestimmten Reihenfolge auf. In unserem Falle fangen wir also mit dem „A“, „B“, „C“ an und hören mit dem „Z“ auf. Deshalb wird unser Alphabet umgangssprachlich auch „A-B-C“ genannt. Naheliegend, denn der Begriff Alphabet leitet sich aus dem griech. „Alpha“, „Beta“ ab, was ja die beiden ersten Buchstaben der griechischen geordneten Schriftreihenfolge sind.
Auch andere Schriftreihenfolgen leiten ihre Namen aus den ersten Buchstaben der Aufzählung ab. So zum Beispiel das „Futhark“ oder das „Aurebesh“.
Im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt man den Begriff Alphabet auch für alle anderen Schriftzeichenreihenfolgen.

Ein Alphabet kann durch die Verknüpfung der Buchstaben einzelne Laute (Phonem) in geschriebene Sprache verwandeln. Diese Erklärung mag vielleicht selbstverständlich erscheinen; sie ist es aber nicht. Immerhin stehen neben den Alphabeten mit einzelnen Lautbuchstaben u.a. auch die Silbenschriften und die piktographischen Schriften.
Ein aus Lauten bestehendes Alphabet kann man mit geringfügigen Anpassungen (durch Akzente und Sonderzeichen) an jede gesprochene Sprache anpassen und kommt mit vergleichsweise wenigen Schriftzeichen aus.
Zum Vergleich: Dem deutschen Alphabet genügen aktuell 26 Buchstaben. Chinesen müssen hingegen  bis zu 6000(!) piktographische Schriftzeichen erlernen. Die komplette Schrift soll bis zu 64000 Zeichen umfassen.

Unser deutsches Alphabet haben wir von den antiken Römern übernommen, die wiederum hatten es sich zuvor bei den Etruskern abgeschaut, welche sich allerdings vor rund 3000 Jahren bei den Griechen bedienten.

Blindtext

Auch einen Blindtext kann man gut sehen. Dafür ist er auch gemacht. Sein Zweck ist, Buchstaben als Platzhalter einzusetzen.

Satzspiegel und Layout

In erster Linie verwendet man Blindtext in der Typographie, um das Layout oder den Satzspiegel eines noch nicht fertigen Textes in einer Publikation zu simulieren. Bekommt ein Journalist beispielsweise eine bestimmte Textlänge zugewiesen (Autoren berechnen ihre Textelänge in der Anzahl der Zeichen bzw. der Anschläge), können Redakteur und Setzer mit einem entsprechend langen Blindtext die Zeitungsseite bereits mit Schrifthöhe, Schriftart, Spaltenanzahl usw vorausplanen, bevor der eigentliche Artikel fertig ist.

Warum nicht einfach auf die Tasten draufloshauen?

Ein Schriftbild besteht aus verschieden langen Wörtern, Leerzeichen, Punkten, Kommatas und allem was die Schreiberei halt noch so mit sich bringt. Würde man nur wahllos auf die Tasten drücken, würde der Gesamteindruck niemals den Zweck eines simulierten Druckbildes erfüllen.

Lorem ipsum

Das „Lorem ipsum“ ist vermutlich der prominenteste Blindtext. Der vermeintlich lateinische  Wortlaut lautet: „Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquid ex ea commodi consequat. Quis aute iure reprehenderit in voluptate velit esse cillum dolore eu fugiat nulla pariatur. Excepteur sint obcaecat cupiditat non proident, sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum.“
Hört sich gesprochen wie gesungen (wird auch beim Komponieren als Platzhalter für Strophen und Refrain verwendet) vielleicht schön und gebildet an – ist aber absolut sinnfrei und beinhaltet zahlreiche frei erfundene Wörter.

Das Lorem ipsum ist zwar äußerst populär. Dennoch gibt es sehr unterhaltsame Alternativen. Mir gefällt besonders das „Bacon ipsum“: „Bacon ipsum dolor sit amet doner meatball jowl short ribs, chicken prosciutto salami frankfurter. Pig drumstick turducken short ribs, brisket meatloaf ham hock shankle andouille corned beef strip steak. Venison ham bresaola strip steak. Pork belly ribeye prosciutto t-bone.“ Hierzu findet sich mit dem Veggie ipsum auch eine vegetarische Variante …

Schriftvorschau

Eng verwandt mit dem Blindtext sind Pangramme. Sie dienen dazu Schriftbilder miteinander zu vergleichen.  In einem möglichst kurzen Satz bemüht sich ein Pangramm möglichst alle Buchstaben eines Alphabets darzustellen. Vor der Installation eines neuen Schrifttyps erscheint bei Windows beispielsweise dieser schlaue Satz: „Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.“ Sinnfrei wie ein Blindtext ist ein Pangramm also nicht.
– Naja … zumindest nicht vollkommen sinnfrei.

 

fiktive Schriften

Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis. Im Jahre 1977 schlich ein älterer Herr, gekleidet in einer Kutte, durch die Gänge des imperialen Todessterns. Sein Ziel: Ein kleiner, unscheinbarer Hebel, der mit dem Wörtchen „Traktorbeam“ beschriftet ist.

Moment mal! In einer weit, weit entfernten Galaxis steht Text in lateinischer Schrift?

Das hat sich das Team um George Lucas irgendwann wohl auch gefragt, denn als die  überarbeitete VHS Version von „Star Wars“ 1997 erschien, ersetzten sie den Schriftzug durch unleserliche Symbole. Man könnte meinen, dass die Zeichen willkürlich gesetzt und als Platzhalter verwendet wurden. Dann wären die Schriftzeichen inhaltlich vollkommen leer.
Aber nein! Das Star Wars Universum hat inzwischen sein eigenes Alphabet: das Aurebesh! Der Name des Schriftsystems leitet sich von den ersten beiden Buchstaben „Aurek“ und „Besh“ ab – was eine direkte Parallele zu „Alpha“ und „Beta“ unseres Alpabets ist. Auch hat das Aurebesh 26 Buchstaben. Angeblich hat die Schrift eine geschichtliche Vergangenheit, die über 25.000 Jahre  zurückreicht.  Da  kann natürlich keine irdische Schrift mithalten …

Das Alphabet des Star Wars Universums

 

Auch andere Kinofilme,  TV-Serien, Comics und Bücher  bedienen sich fiktiver Schriften und Sprachen. So findet man beispielsweise im „Spacecenter Babylon 5“ die Schrift „Babcent“ oder bei „Star Trek“ „tlhIngan pIqaD“, was wohl „Klingon“ bedeuten soll. Von einfacher stilistischen Spielerei darf man im letzteren Fall nicht ausgehen. Klingonisch ist eine eigene (funktionierende) Sprache, die sogar mit eigener Rechtschreibung und Grammatik aufwarten kann. Da ist Klingonisch schon etwas ganz besonderes.

Klingonisch
Scotty hatte seine Probleme mit Klingon: „Geben Sie mir noch einen Tag, Sir. Die Maschinenkontrolle ist einfach, aber die klingonische Schrift ist schwer.“

 

Zur wahren Meisterschaft hat es J.R.R.Tolkien gebracht. Als Weltenbauer und Philologe hat er für seine „Mittelerde“ so  umfangreiche Sprachen und Schriften kreiert, dass selbst heute noch äußerst umfangreiche sprachwissenschaftliche Analysen zu seiner Welt verfasst werden. Die verwendeten Schriften im „Hobbit“ und in „Herr der Ringe“ lehnen sich dabei u.a. aber stark an unsere irdischen Runen.

Zwergenrunen
Manche Runen kann man nur bei Mondlicht lesen.

 

Im absoluten Kontrast  dazu steht das Alphabet der Computerspiel-Serie „Die Sims“. „Simularisch“ bedient sich als Schrift (genauso wie als Sprache) bei vielen irdischen Kulturen.  Ob Schrift und Sprache verbindlich übersetzt werden können, wurde von der Softwareschmiede Electronic Arts allerdings noch nicht bekannt gegeben.

Simulanisch
Die Sims sprechen und schreiben Kauderwelch – oder auch nicht. Wer weiß?

Sind falsche Alphabete Popkultur?

Sinn und Zweckt fiktiver Alphabete dient nicht immer nur der moderneren Unterhaltungskultur. Schon in früheren Zeiten wurden Schriften entworfen: Manche sollten verwirren, andere täuschen oder schlicht dekorieren.

Ausschnitt aus dem Voynich-Manuskript.

 

Ein paar Beispiele: Beim Voynich-Manuskript (1500 n.Chr.) ist man sich nicht sicher, zu welcher Kategorie es gezählt werden muss, denn bis heute konnte es nicht entschlüsselt werden.
Das Alphabet der Bété-Sprache besteht aus über vierhundert Zeichen. Lesen können muss man diese Schrift aber nicht, denn sie ist Kunst des ivorischen Kulturchronisten Frédéric Bruly Bouabré.
Henry-Alexandre-Alphonse Legrand schrieb im 1900 Jahrhundert in einer  eigenes erschaffenen Schrift die Manuskripte für einen Geheimbund. Die Schrift ist so geheim, dass offenbar nur er selbst sie lesen konnte …

Als fiktives Alphabet könnte man vielleicht auch das „reformierte Ägyptisch“ bezeichnen. Niemand (nicht mal ein Ägyptologe) hat diese Schrift je zu Gesicht bekommen; außer Joseph Smith, der das Buch Mormon unter Zuhilfenahme der Sehersteine Urim und Tummim ins Englische übersetzte und dadurch das Mormonentum gründete.

Runen

Vermutlich wird keiner anderen Schrift so viel Magie nachgesagt wie den Runen.  Diese germanischen Schriftzeichen nehmen in vielerlei Hinsicht eine besondere Stellung in der Schriftgeschichte ein.

Geritzt

Im Gegensatz zu den meisten anderen Schriften wurden Runen nicht konstruiert oder geschrieben. Weder Griffel noch Feder waren die üblichen Schreibwerkzeuge. Sie wurden gekratzt, geschlagen oder geritzt. Das ist auch der Grund, warum diese Schrift überwiegend aus geraden und eckigen Formen besteht.
Es gibt verschiedene, sehr lokale, Schriftsysteme, die unter dem Sammelbegriff „Runen“ zusammengefasst werden. Darunter findet man Lautschriften, wo jedem Zeichen im Alphabet ein Laut zugeordenet wird, aber auch Begriffzeichen und Zahlen.

Futhark

Das Futhark ist die Runenreihe der Lautschrift. Sie hat nicht die für uns gebräuchliche „ABC“-Reihenfolge. Von daher leitet sie ihren Namen von den dortigen ersten Buchstaben ab: ᚠᚢᚦᚨᚱᚲ, F–U–Þ–A–R–K. Ihre 24 (bzw. 16) Schriftzeichen waren vermutlich ab 50 n. Chr. in Gebrauch. Trotz ihres ungewöhnlichen Erscheinungsbildes haben Runen ihren Ursprung vermutlich bei den  lateinischen bzw. griechischen Schriften. Doch entsprechend des Sprachgebrauchs wurde das Alphabet um einige Schriftzeichen erweitert. Erstmals gab es nun auch Zeichen für „J“, „U“, „W“ und „Þ“ (gleichbedeutend mit „th“). Der Laut für das englische „th“ wurde wohl später in die beiden uns bekannten Buchstaben „t“ und „h“ des lateinischen Alphabets zurücktransformiert.

„runa“ bedeutet Geheimnis

Doch Runen wurden nicht nur als schlichte Gebrauchsschrift verwendet. Sie galten als Entität der Schöpfung und verbanden das Magische mit dem Realen.  Die Runenkunde war das Eigentum der Priester und der „edlen Frauen“.
Als Schutzzeichen unter der Geburt oder auch  für Weissagungen wurden sie u.a. verwendet. So wurden beispielsweise für das Runenorakel die Schriftsymbole in kleine Holztäfelchen geritzt. Diese wurden in einen Leder- oder Stoffsack gesteckt und gemischt.  Dann wurde eine bestimmte Anzahl der Täfelchen gezogen und geworfen. Die Art, die Ausrichtung und die Reihenfolge der Symbole ließen dann die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft deuten. Auch heute noch finden Runen in der Esoterik ihre Verwendung. Die angewandten Regeln wirken mitunter jedoch recht beliebig.

Das dritte Reich

Nationalsozialisten und Neonazis interpretieren die altgermanischen Schriftzeichen gerne für ihre Zwecke politisch-esoterisch. So fanden Runen auch Einzug in deren Propagandamaschinerie.

Der Österreicher Guido „von“ List (1848-1919), Gründer des „Hohen Armanen Ordens“, veröffentlichte 1908 „Das Geheimnis der Runen“. Die darin von ihm aufgestellte Behauptung, dass die Runen die älteste Schrift der Menschheit sei, ist zwar absolut haltlos, doch wurde rasch verbreitet und von den Nazis übernommen.
List erweiterte in seinem Werk das Futhark um achtzehn weitere selbsterfundene Zeichen. Das letzte Zeichen dieser Reihe war eine Mischung aus „Wolfsangel“ und Hakenkreuz.

U.a. von diesem Werk ausgehend, nutzten die Nationalsozialisten die Runen als Symbole im Sinne der mythologisch-esoterischen Bedeutungen. Die „Thule Gesellschaft“, ein nationalistischer Orden, der den Aufstieg der nationalfaschistischen Partei finanzierte, erschuf sich eine neue Religion, die aus einer Mischung von Legenden der Edda, Grimms Märchen, den Wagneropern, alten Bräuchen und Gralsmythen bestand. Runen gehörten unweigerlich mit zu diesem Gedankenkonstrukt.

Mittelerde

J.R.R.Tolkien verwendete in seinem Roman „Der Hobbit“ ein angelsächsiches Runenalphabet. Später entwickelte er für seine fiktive Welt „Mittelerde“ weitere eigene Schriften, so auch das „Cirth“ genannte Runenalphabet.

 

Hier endet meine kleine Übersicht zu einem sehr komplexen Thema.
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Euer Markus Walther

Unziale

Die Unzial ist eine reine Buchschrift; d.h. sie wurde immer nur geschrieben und nicht – wie beispielsweise die römische Capitalis – in Stein gemeißelt. Als Schreibwerkzeug diente zumeist die Rohrfeder. Die runden Formen der Strichführung begünstigte das Schreiben auf  Pergament. Die Unzialschrift entwickelte sich im 4. Jahrhundert nach Christus. In dieser Zeit zerfiel das Römische Reich und das Christentum verbreitete sich mehr und mehr.

Wie alle vorausgegangenen Alphabete bestand die Unziale nur aus Versalien (Großbuchstaben), doch einzelne Buchstaben erhielten zur besseren Lesbarkeit Ober- und Unterlängen. Hieraus entstanden in späteren Zeiten die uns heute bekannten Kleinbuchstaben.

 

+ & oder und

Um das Bindewort „und“ abzukürzen, schreibt man schon mal gerne ein „+“ oder ein „&“. Solange dies nur für die eigenen Notizen ist, ist diese Kurzschreibweise natürlich bequem und unproblematisch.

Streng genommen sind die Bedeutungen der Zeichen allerdings nicht sinngleich mit dem Wort und haben andere Anwendungsgebiete. Deshalb ist die Schreibweise des Bindewortes „und“ nicht egal.

Et

Das Schriftzeichen „&“ ist eine sogenannte Ligatur (in der Kalligraphie und Typographie bezeichnet man so eine Kombination aus zwei Buchstaben). Abgeleitet aus dem Lateinischen bedeutet es „et“ und soll – laut Duden – im Deutschen eigentlich nur bei Fimenbezeichnungen wie „Mustermann & Co. KG“ verwendet werden. Von daher wird es auch Kaufmanns-Und genannt.
Entstanden ist das Et bereits in der Spätantike. In der Karolingischen Minuskel (eine Schriftart) verschmolzen häufig die Buchstaben „e“ und „t“.

das Et
Entstanden aus einer Ligathur der Karolingischen Minuskel formte sich das & im Laufe der Zeit zu seiner heute gebräuchlichen Form

Im Englischen nennt man das „&“ wohlklingend „Ampersand“, da es beim Buchstabieren von den Briten ursprünglich nach dem „Z“ mit „and per se and“ aufgesagt wurde.

Plus

Das Schriftzeichen „+“ ist im engeren Sinne nur ein Rechensymbol, das zum Addieren verwendet wird bzw. zum Kenntlichmachen positiver Werte. In Fließtexten hat das kleine Kreuzchen somit nichts zu suchen.

Unechte Kalligraphie

Unter Faux Calligraphy, zu Deutsch auch „unechte Kalligraphie“, versteht man die Nachahmung einer geschriebenen Schönschrift. Statt Pinsel, Federhalter oder Schreibfeder werden einfache Stifte, Fineliner oder Bleistifte verwendet.

Schöne Schrift mit einfachen Mitteln

Bei dieser Technik werden häufig die eleganten  Schreibschriften zunächst vorgeschrieben und anschließend sorgfältig gezeichnet. Während bei einer echten Kalligraphie die auf- und abschwellenden Strichstärken durch das Schreibutensil entstehen, muss bei der unechten Variante das Augenmaß herhalten. Feder und Pinsel werden also nur immitiert.

Spitzfeder versus Fineliner

Ein Beispiel: Bei einer  mit der Spitzfeder geschriebenen Schreibschrift wird für gewöhnlich jeder Aufschwung ohne Druck und jeder Abschwung mit Druck geführt. Linien, die also nach oben führen, werden dünn. Linien die abwärts führen dick. Daraus entsteht im fertigen Schriftbild die Eleganz.
Wird eine Schreibschrift nicht geschrieben, sondern gezeichnet, muss man  diesen Schreibrythmus in der Umsetzung berücksichtigen, obwohl Bleistift & Co. völlig andere Eigenschaften haben.

Fake Calligraphy
Unechte bzw falsche Kalligraphie nennt man auch Fake Calligraphy (engl.) oder Faux Calligraphy (franz.)

Faux Calligraphy wird häufig als Gestaltungsmittel des Handletterings verwendet. Hat man weder Brushpen, Pinsel oder Feder zur Hand, kann man jederzeit – selbst mit einen Kugelschreiber – auf die Schnelle passable Ergebnisse erzielen.

Als Gestaltungselement hat die unechte Kalligraphie allerdings auch noch weitere Vorteile, denn man kann alle Möglichkeiten des Handletterings mit einbringen. So können die Buchstaben etwa schattiert, punktiert, schraffiert oder als Outline dargestellt werden. Auch eine äußerst präzise mehrfarbige Farbgestaltung ist möglich. Geschriebene Tinten und Tuschen stoßen  im Vergleich dagegen schnell an ihre Grenzen, da sich die flüssigen Farben im Gebrauch halt anders verhalten.
Ebenso verhält es sich mit Schreibuntergründen: Große, raue oder unebene Flächen eigenen sich nur bedingt für eine echte Kalligraphie. Auch hier kann die Faux-Technik auftrumpfen.

Einer gekonnt geschriebenen Kalligraphie kann die „unechte“ Variante zwar nur selten das Wasser reichen, doch dem Laien kann sie trotzdem rasch ansehnliche Erfolge ermöglichen.
Vielleicht findet der/die Schreiber/in über diesen spielerischen Einstieg sogar die Liebe zum schönen Schreiben.

Handlettering
Handlettering, das alle Techniken in einem Bild vereint. Das Wort „Gefühle“ ist als unechte Kalligraphie umgesetzt.

Monogramm

Ein weiterer Teilbereich der Schriftgestaltung ist das Monogramm. Im späteren Mittelalter wurden Monogramme von Künstlern oder Handwerksmeistern verwendet, um ihre Werke vor Nachahmung zu schützen, aber auch um Selbstbewusstsein und Stolz auszudrücken. Es sind ausgestaltete Namenskürzel, die meistens aus den Anfangsbuchstaben von Vor- und Zunamen gebildet werden.

Der Begriff wird vom spätlateinischen „monogramma“ abgeleitet. Ursprünglich wurde er für den einzelnen Buchstaben (griechisch grámma = Schriftzeichen) verwendet.

Monogramm
Der Maler Albrecht Dürer verwendete dieses Monogramm als Signatur.

Heute findet man Monogramme auf persönlichen Gegenständen, wie Füllfederhalter oder Feuerzeugen. Auch exklusive Hotels markieren mit Monogrammen ihr Eigentum.

Siehe auch: Christusmonogramm

Schriftkataloge

Die Unmenge an Schriftarten, die in der heutigen Zeit zur Verfügung steht, ist nicht mehr überschaubar. Insbesondere der Computer hat das Grafikdesign in ungeahnter Weise beeinflusst.
Noch vor wenigen Jahren waren neben Farbkarten und Motivarchiven auch Schriftkataloge unabdingbar für alle Werbeberufe. Mühsam wurden Schriftarten (ab-)gezeichnet, von Hand bearbeitet und vervielfältigt.

Letraset

Als Vorlage besonders populär war der „Letraset“-Katalog: Ein dickes Buch mit mehreren hundert Schriftproben, die eigentlich Transferbuchstaben (Anreibe- bzw. Rubbelbuchstaben) bewarben.
Viele dieser Schriftarten wurden extra für „Letraset“ entworfen und gesetzlich geschützt, für weitere Schriften wurden die Rechte erworben.

Schriften im Computer

Heute findet man diese Schriftarten auch im heimischen PC. Die „Fonts“ wurden von Fremdanbietern einfach nachgemacht, leicht verändert und dann unter anderen Namen auf den Markt geworfen. Ein Beispiel für diese Art der Umgehung von Copyrights: Die weit verbreitete Druckschrift „Helvetica“ (gestaltet von Max Miedinger für die Haas’sche Schriftgiesserei) findet man auch unter zahlreichen anderen Namen auf allen gängigen Computer-Betriebssystemen wieder: „Nimbus Sans L“, „Arial“, „Swiss“ oder „Swissmade“. Die Unterschiede zum Originalfont sind gering.

Lateinische Ausgangsschrift

Warum schreiben wir heute eine Ausgangsschrift? Und was ist das überhaupt?

Die Geschichte der Schrift ist in ständigem Wandel. Selbst in den letzten hundert Jahren gab es beispielsweise in Deutschland keine einheitliche Schrift.

Sütterlin

Die 1915 an deutschen Schulen eingeführte Sütterlin-Schrift galt zu jener Zeit als eine Vereinfachung der bis dato gelehrten „allgemeinen Schulschrift“.
Bereits  1941 wurde die Sütterlin-Schrift durch die „deutsche Normalschrift“ (auch von der Arbeitsgruppe um Sütterlin erdacht) ersetzt. Diese Schrift basierte nicht mehr auf der Fraktur. Sie fußt in einer Antiquaschrift. Mit ihren steil geschriebenen Buchstaben  und stark ausgeformten Rundungen erinnert sie allerdings noch sehr an die Sütterlin-Schrift.

Lateinische Ausgangsschrift

1953 erfolgte eine neuerliche Schriftenreform. An allen Schulen in der jungen Bundesrepublik galt nun die „Lateinische Ausgangsschrift“ als verbindlich. Die  Proportionen wurden gestrafft, Kurvenformen vermindert. Revolutionär war der Gedanke der Namensgebung: Als „Ausgangsschrift“ galt sie nicht mehr als zwingend umzusetzende Normschrift. Die Schüler sollten eine  individuelle, eigene Handschrift entwickeln können.

Schulausgangsschrift

Ab 1968 wurde in Ostdeutschland die „Schulausgangsschrift“ eingeführt. Hier wurden die Großbuchstaben der Lateinischen Ausgangsschrift nochmals vereinfacht. Die Kleinbuchstabenbehielten  ihre Form bei.

Vereinfachte Ausgangsschrift

1973 Jahren wurde für Westdeutschland die  „Vereinfachte Ausgangsschrift“  entwickelt. Der motorische Aspekt der Schrift sollte in den Hintergrund rücken. Wichtiger war von nun an die Kommunikation.  Deshalb sollte sie einfach erlernbar und praktischer anzuwenden sein.
Schon 1980 wurde die Schrift wieder überarbeitet. Die Großbuchstaben sind so stark vereinfacht, dass sie an eine Druckschrift erinnern. Schmückende Elemente fehlen gänzlich.

Aktuell werden somit im gesamten Bundesgebiet drei Schriften den Schülern vermittelt: Die Lateinische Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift, sowie die Vereinfachte Ausgangsschrift. Welche Schrift gelehrt wird, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden.