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Was sind Serifen?

Serifen (umgangssprachlich auch „Füßchen“ genannt) sind die häkchenartigen Enden an Buchstaben vieler Antiquaschriften.

Geschichtliches

Als die Griechen der Antike die phönizische Schrift adaptierten, entwickelten sie daraus die Lapidarschrift (lat. Lapsis = Stein). Diese „Steinschrift“ wurde tatsächlich in Stein geritzt oder gemeißelt. Man vermutet, dass die Steinmetze an den Buchstabenenden feine Querrillen eingeschlugen, um das Ausfransen zu verhindern. Als sie erkannten, dass sie durch die Serifen die horizontale Richtung der Schrift betonten und dadurch die Lesbarkeit des Textes  positiv beeinflussten, wurden die Füßchen zum festen Schriftbestandteil.

Die Römer übernahmen die Lapidarschrift und geometrisierten ihre Formen. Daraus entstand schießlich die „Capitalis„.

Klassifikationen

Serifen sind ein Klassifikationsmerkmal für Antiqua-Schriften.  So gibt es   zum Beispiel „serifenbetonte“ und „serifenlose“  Schriften. Diese serifenlosen Schriften nennt man auch Groteskschriften.

Schriften mit Serifen sind bei Lesern häufig beliebter als Groteskschriften, da entsprechende Texte schneller gelesen werden können.

Farbe im Mittelalter

Im 16. Jahrhundert wurden Mönche vor eine besondere Herausforderung gestellt, wenn sie goldene Farbe herstellen mussten,  wie eine alte Handschrift in der Universitätsbibliothek Heidelberg dokumentiert:

„So nimm Quecksilber, vnd Auripigmentum, vnd thue das in ain Eirschal, vnd stoppf das zue, vnd thue das aus in dem ay ist, vnd leg es vnder ain hennen die do prüdig ist. Vnd wen die henlin außgeen so nimm das ay, vnd thue vff welchs dein ist, vnnd zerreib es mit aim wenig wasser, vnd schrieb damit, so wirt es golt.“

Übersetzt meint dies: „Fülle Quecksilber und Auripigment (Arsentrisulfid) in ein ausgeblasenes Ei und verstopfe die Einfüllöffnung. Schiebe das Ei einer brütenden Henne unter. Wenn die Henne ihr Gelege verlässt, so nehme dein Ei, öffne es und zerreib den Inhalt mit etwas Wasser, so dass man damit schreiben kann. Man erhält eine goldene Tusche.“

Für gewöhnlich wurden im Mittelalter  Farben aus natürlichen Rohstoffen angemengt: Als Rohstoffe dienten tierisches Fett, Tran, Eiweiß, Pflanzensäfte, Fischleim und sogar Blut. Pigmente gewann man aus Mineralien. Auch aus Blüten, Blättern, Früchten, Wurzeln, Schnecken, Läusen und Tintenfischen stellte man Farbstoffe her.

Die Herstellung einer schreibbaren Farbe, war aber vermutlich nicht immer so ungewöhnlich, wie bei der eingangs erwähnten Goldtusche.

Paul Renner

Ein wichtiges Kapitel der jüngeren Schriftgeschichte schrieb Paul Renner (*1878, +1956), denn er gehört zu den Pionieren moderner Typographie in Deutschland.
Renner wurde 1910 Mitglied des „Deutschen Werkbunds“, 1925 lehrte er an der Frankfurter Kunstschule Werbegrafik und Typographie und wechselte 1926 nach München, um die dortige Graphische Berufsschule zu leiten. 1924 begann er mit der typographischen Entwicklung der berühmten „Futura“-Schrift.

Die Futura gehört zu den Groteskschriften.

Die Futura ist eine serifenlose Linear-Antiqua und gehört auch heute noch zu den am häufigsten verwendeten Schrifttypen (neben z.B. „Helvetica“ und Times“). Allgegenwärtig begegnet man ihr in den Printmedien, Fahrzeugbeschriftungen und anderen Werbeträgern. Ihre große Fernwirkung und schlichte Form ermöglichen dem Betrachter eine hervorragende Lesbarkeit des Textinhalts.

Die Rechte an der Futura werden von der „Professor Paul Renner Erben GbR“ mit Sitz in München verwaltet.

Sütterlin

Die Sütterlin Schrift wurde 1911 im Auftrag des preußischen Kultusministeriums durch den deutschen Grafiker Ludwig Sütterlin geschaffen. Im Laufe der Zeit wurde diese Schrift in allen deutschen Ländern übernommen und beibehalten.

Von Adolf Hitler bzw. den Nazionalsozialisten wurde die Sütterlin Schrift 1941 verboten und durch die deutsche Normalschrift (eine lat. Schreibschrift) ersetzt.  Dadurch konnte schriftliches  Propagandamaterial im deutschsprachigen Raum leichter und weiter verbreitet werden.

Sütterlin ist keine Schönschrift.

Zwar basiert die Sütterlin Schrift auf der Frakturschrift, aber sie soll nicht schön aussehen. Vielmehr ist sie eine Schrift zum Schreibenlernen. Das äußert sich in ihren Eigenheiten: Die Strichbreite ist (im Gegensatz zu den meisten anderen Schriften) konstant; die Wörter werden in einem einzigen Linienzug geschrieben; alle Schmuckelemente fehlen, die Buchstaben sind auf das Notwendigste reduziert und die Buchstaben sind nicht geneigt. Diese Eigenschaften sollten das Erlernen des Schreibens vereinfachen.
Heute jedoch kann diese Schrift leider kaum noch jemand lesen. Sütterlin ist somit nur noch eine Randnotiz in der Schriftgeschichte.

Sütterlin
Sütterlin – Schreibschrift entwickelt von Ludwig Sütterlin um 1911

Christusmonogramm

Das Christusmonogramm wurde aus den griechischen Anfangsbuchstaben des namens Christus: X (Chi) und P (Rho) gebildet. Eine frühere Version war das JX aus den Anfangsbuchstaben Jesus Christus.
Es wird auch Chi-Rho, Chrismon, Christogramm oder Konstantinisches Kreuz genannt. Seit Konstantin dem Großen verwendet man es als Symbol für Christus oder auch für das Christentum generell. Zuvor wurden nur der Fisch und das Kreuz als christliches Emblem verwendet.

Später wurde das  ☧ durch die Ähnlichkeit zu den lateinischen Buchstaben P und X als PAX interpretiert. Das bedeutet  Frieden.

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Das Alphabet der Phönizier

Die Wiege unserer Schrift ist das Alphabet der Phönizier. Sie schufen um 1200v. Chr. die erste Lautschrift. Erstmals stand ein Buchstabe für einen Laut.

Es fand rasche Verbreitung unter Kaufleuten und Gelehrten, konnte man doch nun Worte festhalten, ohne hunderte Hierogylphen lernen zu müssen. Auch die Keilschrift, die ungleich schwerer zu verstehen war, wurde durch das phönizische Alphabet abgelöst.

Phönizisch
Das phönizische Alphabet

Da die neue Schrift mit Lauten arbeitete, konnte sie auch für andere Sprachen verwendet werden. Schon bald entwickelten andere Völker aus dieser Schrift  eigene Varianten. Viele Buchstaben der heutigen Zeit leiten sich aus dem Phönizischen ab. Das hebräische, das arabische das griechische, das kyrillische und auch das latainische Alphabet entstanden aus dem phönizischen.

Das phönizische Alphabet bestand zunächst ausschließlich aus Mitlauten (Konsonanten). Auf Vokale (Selbstlaute: a, e, i, o, u) wurde verzichtet –man dachte sie beim Lesen einfach hinzu.